Meerfeeling auf knapp 4000 Metern über Meer

Wir planen eine gute Stunde ein, um am frühen Morgen von der Casa Ciclista zum Busbahnhof zu gelangen. Der Adrenalinspiegel ist auf jeden Fall sofort in Höchstform; Rotlichter gelten ebenso wenig, wie die Fahrspuren, der Stärkere hat immer Vortritt. Doch wir kommen, auch ohne starken Motor und laute Hupe, am Busbahnhof an und sind froh das Verkehrschaos nun aus sicherer Distanz zu beobachten. Im Stop-and-Go Modus schlängeln wir uns langsam nach El Alto hinauf, die Aussicht wird immer spektakulärer, ebenso die Strassenverhältnisse. Der Chauffeur hupt sich gekonnt einmal quer durch den Strassenmarkt, bevor wir auf kleinen Schotterstrassen die Hauptstrasse umfahren und irgendwann die Backsteinhäuser und das Gewusel von El Alto hinter uns lassen. Die Strasse in Richtung Peru wird zu einer zweispurigen Autopista ausgebaut – wir sind froh haben wir uns für die hier sicherere Busvariante entschieden. 
Die goldigen Altiplano-Grasbüschel und Lehmhäuser flitzen nur so vorbei, als wir es plötzlich schon glitzern sehen. Wir haben bereits das Ufer des Titicacasees erreicht.  

...die wohl letzte Fährpassage unserer Reise.

…die wohl letzte Fährpassage unserer Reise.

 Nach weiterem Gekurve können wir es kaum erwarten in Copacabana aus dem engen Touri-Bus auszusteigen und wieder unsere eigenen Räder zu satteln. Doch weit rollen sie heute nicht mehr. Wir machen es uns in einem Zimmer mit Blick auf die Bucht gemütlich und tauchen in die spezielle Atmosphäre des Städtlis ein. Die vielen Strassencafés laden zum Verweilen ein, am Strand können Böötli in Schwanform gemietet werden und die Essensstände locken mit Forellen und frischgepressten Fruchtsäften.  

Strand-Dachterrassen-Genuss

Strand-Dachterrassen-Genuss

 Wir geniessen die Stimmung, die Sonne und bestaunen all die geschmückten Autos. In einer Woche ist hier ein grosser Feiertag der ‘Virgen de Copacabana’. Doch die Peruaner reisen jetzt schon an, stellen sich mit ihrem Auto in eine riesige Schlange, schmücken es mit (Plastik-)Blumen und lassen es vor der Kathedrale mit Champagner und Konfetti segnen – ein wunderbares Schauspiel. 
Auto-Segnung

Auto-Segnung

 Am nächsten Morgen geht es auf Hohe See in Richtung Isla del Sol. Mit einem Motorboot dessen Dach vollbepackt ist mit Touris stechen wir in den endlos scheinenden See. Gemütlich tuckern wir durch die frische Morgenluft, lassen uns die Sonne aufs Gesicht scheinen und geniessen die Aussicht über den glitzernden See und die in der Ferne leuchtenden Schneeberge der Cordillera Real. 

Hoch zu See...

Hoch zu See…

Einzig der fehlende Salzduft erinnert uns zwischendurch, dass wir ja gar nicht auf dem Meer sind. Doch das soll am Gefühl nichts ändern. Was für ein Kontrast zur Landschaft im bolivianischen Hinterland. Am kleinen Hafen von Challapampa belohnen wir unsere vom harten Schiffsbänkli eingerosteten Knochen mit frischen Fruchtsäften und Sandwichs.  

Da will uns jemand die Sandwich streitig machen :-)

Da will uns jemand die Sandwich streitig machen 🙂

Wir schlendern dem Sandstrand entlang, die Wellen plätschern, zwischendurch grunzt ein Schweinchen. Auf einem kleinen Fussweg – Autos gibt es keine auf der Insel – spatzieren wir durch duftende Eukalyptushaine, vorbei an Lehmziegelhäusern, terrassierten Feldern. Immer wieder stoppen wir und staunen über die Aussichten auf die Buchten mit dem türkisleuchtenden Wasser.  

Mittelmeerfeeling

Mittelmeerfeeling

 
 
Spatzieren in Flipflops auf 4000 Metern

Spatzieren in Flipflops auf 4000 Metern

Es soll noch besser kommen, als wir die nächste Bucht erblicken – direkt am Strändli steht die ‘Casa de la Sirena’, welche dank einem Velöler-Tipp unser Zuhause für die nächsten Tage wird.  

'Unsere' Playa

‘Unsere’ Playa

 
Die wohl schönste Bett-Aussicht...

Die wohl schönste Bett-Aussicht…

 Wir werden herzlich von Benjamin und seiner Familie an ihrer Playa begrüsst – was für ein kleines Paradies! Die kommenden Tage geniessen wir ‘Dolce far niente’: Liegen im Sand am Strand, kühlen uns zwischendurch im frischen See ab, schwelgen in Forellengerichten, plaudern mit den Locals, schlafen wie Babys beim Rauschen der Wellen und spatzieren zu alten Ruinen.   
Strand-GeniesserInnen

Strand-GeniesserInnen

 
...was für wunderbare Ausblicke!

…was für wunderbare Ausblicke!

 Der Abschied fällt uns schwer. Nicht nur die Natur hats uns angetan, sondern auch die Inselbewohner. Mit ihrer so offenen und herzlichen Art fühlen wir uns sofort sehr wohl – wir finden zum ersten Mal so richtig ‘Zugang’ zu den Bolivianern. Gemächlich tuckern wir Copacabana entgegen und unseren letzten Stunden in Bolivien, welches wir noch heute in Richtung Peru verlassen werden. 

Vollmond-Zauber

Vollmond-Zauber

2 thoughts on “Meerfeeling auf knapp 4000 Metern über Meer

  1. Absolut gigantisch eui Bilder vom Titcacasee: “Meer”, Sand, Strandnixe(r), Eseli, Säuli…u alles so schööön wie gmalt! Gloub dr gugger heit dir nid möge witter reise. Aber was jetz chunnt, isch nid weniger spektakulär:-):-).Löhts witter guet la röuele, röuele, röuele… Müntschis vom Thuner-Meer, LaMa und LaPa

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  2. PS. dr gliich schönrund Voumond hei mir zwöi uf dr Ärdburg begrüesst mit Trummele u Füürli u dr wunderschöne Gantrisch-Hügel-Wald-Fälder-Burehüser-Landschaft im Vordergrund:-). Schono es schöns Gfüehl, eso mit euch verbunde z’si!

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