Tepsa. Tönt wie eine Erdölfirma, ist aber die Busgesellschaft, die uns von Cusco nach Lima bringt. Erwartete Fahrzeit: 21 Stunden. Wir hoffen, dass die Firma mit ihrem Werbeslogan – “Los Profesionales” – nicht zuviel verspricht. Die erste positive Überraschung erwartet uns bereits am Busbahnhof, unsere Fahrräder werden für einmal anstandslos akzeptiert und sortfältig im Bauch des Buses verstaut.
Beinfreiheit und Sitzkomfort lassen nichts zu wünschen übrig, sogar mit Essen werden wir während der Fahrt versorgt. Zum Glück können wir den kurvigsten Teil der Strecke bei Tageslicht hinter uns bringen, Corinnes Magen ist auch so genug gefordert. Wir schlafen erstaunlich gut und viel, so vergehen die 20 Stunden Fahrzeit wie im Flug.
Wir beladen zum letzten Mal unsere beiden Velos und kämpfen uns durch die morgendliche Rushhour Limas zu unserem Hostal.
Die vermeintlich schwierigste Aufgabe um für den Rückflug gerüstet zu sein gilt der Suche von Kartonboxen für unsere Fahrräder. Überraschenderweise werden wir bereits beim zweiten Veloladen fündig. Dass die Boxen eigentlich viel zu klein sind merken wir natürlich erst später. Im Glauben, nun für die Heimreise gerüstet zu sein, verbringen wir den Rest des Nachmittags mit einem ausgedehnten Stadtbummel in Miraflores, dem sicheren Touristenquartier von Lima. Mc Donalds, KFC, Starbucks, DunkinDonat. Wir könnten uns ebensogut bereits in einer amerikanischen Stadt befinden, der Kulturschock wird so vielleicht etwas weniger heftig ausfallen. Natürlich finden wir auch hübsche Kaffees und ein wunderbares peruanisches Restaurant fürs Nachtessen. Zufällig checken wir vor dem Einschlafen nochmals die Website unserer Airline. Uns stockt der Atem als wir sehen, dass die Bestimmungen geändert haben, und Velos von/nach Peru und ein paar anderen Ländern Südamerikas nicht mehr akzeptiert werden. Uns bleibt wenig Zeit, die Sache zu klären, dass wir am Sonntag Abend fliegen und am Wochenende weder in der Schweiz noch in Lima jemand arbeitet macht die Sache nicht einfacher.Wir informieren umgehend unser Reisebüro und hoffen, dass sie die Sache bis am nächsten Morgen klären können. Können sie nicht.
Freitagmorgen, telephonisch wird aus den USA bestätigt, dass von Peru keine Velos mehr transportiert werden. Plan B. In aller Eile erkundigen wir uns nach Möglichkeiten, die Velos per Cargo nach Zürich zu schicken.
Nach einigen erfolglosen Telephonaten setzen wir uns ins Taxi und fahren am späten Nachmittag zum Flughafen. Lima Cargo City scheint der richtige Ort für unser Anliegen, ein riesiges neues Bürogebäude, in dem sämtliche Shipping-Firmen mit Rang und Namen versammelt sind. Schnell merken wir jedoch, dass unsere zugegebenermassen naive Vorstellung, wir könnten einfach unsere beiden Veloboxen in einem der Büros abliefern, mit der Realität nicht mithalten kann. Wir werden überall ans Call-Center verwiesen, vor Montag Morgen ist aber auch telephonisch nichts zu wollen. Plan C. Die einzige Möglichkeit, mit jetBlue direkt in Kontakt zu kommen, ist am check-in Schalter. Eine besetzte Telephonnummer gibt es nicht, geschweige denn ein Büro. Der check-in Schalter ist täglich lediglich von 20:00 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Uns bleibt nichts als abwarten, hoffen und Kaffee trinken.Als erstes treffen wir Miguel, einer der Ground-staff Mitarbeiter von jetBlue. Wir stellen uns dof und fragen direkt, ob es denn für den Fahrradtransport spezielle Bedingungen gebe. Die gute Nachricht: dass Fahrräder gar nicht transportiert werden, davon ist keine Rede. Die schlechte Nachricht: Kartonboxen sind nicht erlaubt. Lediglich Hardcases. Die kosten gegen 500.- CHF und sind in Lima unmöglich aufzutreiben. Das sagen wir auch Ruel, dem Supervisor. Nach längerer Diskussion einigen wir uns darauf, die Kartonboxen einfach noch in grünen Plastic einzuwickeln, in einer dieser Koffer-Verpack-Maschinen. So sieht man den Karton nicht, offensichtlich das Hauptproblem an der ganzen Sache. Erleichert setzen wir uns ins Taxi und fahren zurück in die Stadt. Ein kühles Bier für unsere erhitzten Gemüter ist jetzt das Richtige.
Samstagmorgen, wir versuchen unsere Fahrräder fertig zu verpacken.
Bei den Kindervelo Schachteln, die wir erwischt haben, gar nicht so einfach. Wir müssen sämtliche Kabel kappen, damit wir Lenker und Gabel ausbauen können. Nach einigen erfolglosen Versuchen sind wir im Velo-Tetris erfolgreich und alle Teile passen irgendwie in die Schachteln.
Den Nachmittag verbringen wir mit einem ausgedehnten Spaziergang dem Meer entlang und geniessen zum letzten Mal die frische Pazifikluft.
Sonntagmorgen, unsere siebensachen sind schnell verpackt, nach einem halben Jahr sind wir geübt. Für grosse Aktivitäten sind wir nicht in Stimmung, etwas nervös, ob am Abend auch wirklich alles klappen würde.
Das Glas Weisswein zum Zmittag hilft.Wir sind zeitig am Flughafen und stehen bereit, als das Check-in öffnet. Unsere Velo-Kartonboxen sind in grünen Plastic eingewickelt, vom Karton ist nichts mehr zu sehen. Zu unserer Beruhigung arbeiten auch Miguel und Ruel wieder. Sofort werden wir von der Security-Chefin bestürmt, die skeptisch die Boxen betrachtet, und wissen will, was drin ist. Zum Glück wissen die beiden Jungs bescheid und beraten sich mit ihr. Schliesslich wird uns beschieden, dass wir für den Security-Check die Boxen wieder öffnen müssen. Vergeblich alles sorgfältig eingepackt. Naja, immerhin ist keine Rede mehr davon, dass die Fahrräder gar nicht transportiert werden. Nach einer knappen Stunde haben wir das Check-in hinter uns, die Fahrräder und alles Gepäck sind auf dem Weg ins Flugzeug.
Zufälligerweise hätte sich noch ein Plan D ergeben, wir treffen in der Abflughalle Julien und Caroline, zwei Velofahrer, die wir vor ca. fünf Monaten in Patagonien getroffen hatten. Sie hätten im schlimmsten Fall unsere Velos mit nach Frankreich genommen. Aber in Peru ist zum Glück alles möglich, Regeln sind nicht zwingend und wir sind mitlerweile geübt im Diskutieren.Der Flug ist ruhig, die Einreise in die USA verläuft problemlos, wir hatten uns auch hier auf etwas comedy eingestellt. Nach einem Zwischenstopp in Fort Lauderdale fliegen wir der Ostküste entlang nach Boston, wo wir von Renée und Jim, Corinnes Gasteltern während ihres Highschool Austauschjahres, herzlich in Empfang genommen werden.
















Sooviel Aufregung zum Abschluss eurer Reise! Na ja, ist mal wieder alles gut gegangen – und ihr lasst euch sowieso nicht so schnell aus der Ruhe bringen 😊. Plan A, B, C… wurden spontan gefasst und erfolgreich in die Tat umgesetzt!
Wir wünschen euch noch ein letztes Einchecken ohne Umstände und anschliessend einen angenehmen Flug zurück über den Atlantik!
Herzliche Grüsse und bis bald
ma und pa
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Hey Chris!
Hab (zugegeben seit langem) mal wieder reingeschaut. Da habt Ihr ja wirklich eine unvergessliche Reise gemacht. Ich vermute Ihr seid inzwischen zurück?
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