Um sieben Uhr morgens klopft es an unserer Hosteltüre. Im Eiltempo folgen wir dem Chauffeur einmal quer durch die Stadt und sitzen kurz später in einem der dutzenden Tour-Büslis. Die Planungsbatterien sind erschöpft, die Zugpreise von knapp 200$ doch etwas abschreckend, so dass wir uns in einer Agencia zu einer fünf-tägigen ‘Inka Jungle Tour’ zum Machu Picchu verlocken lassen – all inclusive. Wir sind gespannt! Unsere erste Aktivität startet im Schneesturm – oder eben auch nicht. Witterungsbedingt lassen wir uns wieder etwas vom ‘Abra Malaga’ südlich des Heiligen Tales runter chauffieren. Es ist ehrlich gesagt auch nicht schlecht die patagonisch anmutenden Wetterkapriolen aus dem Trockenen zu beobachten. Doch Abi, unsere Guidin, lockt uns wenig später mit Downhill-Vollmontur raus in den Regensturm und rein ins Vergnügen. Die abgefrorenen Hände, triefenden Kleider und harten Federgabeln mal abgesehen, beginnt eine spektakuläre Abfahrt von der kargen Schneelandschaft immer tiefer in den Bergregenwald. Serpentine um Serpentine sausen wir knapp 3000 Höhenmeter in die tropische Wärme – die Körper dampfen, die Augen schwelgen im intensiven Grün.
Und es soll nassfeucht weiter gehen. Unten im Urubamba-Tal angekommen, stülpen wir uns in Schwimmweste und Helm. Der Adrenalin-Spiegel spickt in die Höhe als wir uns auf einer doch eher abenteuerlichen Rafting-Strecke treiben lassen. Der wilde Fluss schlängelt sich durch das enge Flusstal; was für eine spektakuläre Landschaft, was für eine spektakuläre Raftingstrecke, die wir je länger je unverkrampfter geniessen können.Der nächste Tag startet ruhiger und soll auch so bleiben. Gemütlich wandern wir flussaufwärts durch Bananenhaine, Mangobäume und Coca-Felder. Abi erklärt uns immer wieder etwas zu den Pflanzen, der Geschichte, der Kultur – selbst in einem der Dörflis aufgewachsen weiss sie wahnsinnig viel und teilt dies mit Herzblut.
Wir geniessen das gemütliche Wandern – Selfiestick und GoPro unsere Gruppe sei dank, kommen wir immer wieder zu Foto-Aussichts-Stopps. Schliesslich gelangen wir auf einen alten Inka-Pfad, welcher sich in schwindelerregender Höhe über dem Fluss einer Felskante entlang schlängelt. Zuoberst angekommen führt uns Abi in ein für sie sehr bedeutendes Ritual zur Ehre der Pachamama ein – ein spezieller Moment, der uns ein bisschen in die indigene Kultur eintauchen lässt. Doch auch dieser Tag endet nicht ganz ruhig. Es gilt nur noch den Fluss zu überqueren. Eine Brücke gibts keine – die letzte wurde von einem grossen Hochwasser vor knapp zwanzig Jahren weggespült. Aber was es gibt, ist ein kleines Transportbähnchen oder eher eine Holzkiste, in welcher wir auf die andere Flusseite sausen. Belohnt wird die Überfahrt und der achtstündige Wandertag einmal mehr mit heissen Quellen, in welche wir dieses Mal ohne zu zögern freudig rein hüpfen.Die Wärme hält für die dampfige Tropen-Nacht, doch ist am nächsten Morgen schnell verschwunden. Ausgerüstet mit ‘Gstältli’ und Kletterhelm flitzen wir in ca. fünfzig Metern Höhe an den Zip-Lines über das Flusstal. Die Länge der Kabel lässt ein geniales Fluggefühl aufkommen – nur die ewig scheinende Hängebrücke über die Baumwipfel ist dann eher auf der wackeligen Seite.
Aber von nun an behalten wir den festen Boden unter den Füssen. Gestärkt mit einem Mittagsmenü, an dessen ‘kleine Grösse’ sich unsere Velomägen erst gewöhnen müssen, heisst es heute nochmals wandern. Dieses Mal nicht entlang eines Inka-Pfades, dafür den Bahngeleisen entlang in Richtung Aguas Calientes. Die bis zu den Gipfeln bewaldeten Berge haben zusammen mit den tiefhängenden Wolken etwas Magisches. Einmal auf den Schienen, einmal rechts, einmal links im Schotter laufen wir unserem Tagesziel entgegen. Vertieft in Gespräche mit unserer super Latino-Gruppe verstreichen die drei Stunden im Flug. Als einzige Gringos lernen wir nochmal das eine oder andere über den Kontinent und verstehen jetzt nicht nur die Neckereien unter den Ländern und ihren Akzenten, sondern erkennen auch den einen oder anderen Musikhit aus den Handylautsprechern bei den ersten Tönen.Der Wecker klingelt nochmals sehr früh. Heute nicht für einen besonders hohen Gipfel, dafür für eines der sieben Weltwunder – Machu Pucchu. Um halb fünf stellen wir uns mit einer riesigen Tourischar in die Schlange. Zagg, um fünf geht das Tor auf, die personalisierten Tickets werden kontrolliert und die Leute hasten los, als gäbe es etwas zu gewinnen. Je mehr Treppenstufen wir hinter uns bringen, umso mehr Touristen sitzen am Wegrand. Oben beim zweiten Checkpoint angekommen, erwartet uns eine gigantische Schar Bus-Touristen. Doch Abi lässt uns die Menschenmenge schnell vergessen und führt uns noch vor Sonnenaufgang in die mystische Ruinenstadt ein.
Die Inkas konnten diese an spektakulärster Lage gebaute Stadt nur knapp hundert Jahre geniessen. Heute ist sie Peru’s Nummer Eins Touristenziel und Einnahmequelle. Von den Spaniern unentdeckt, wurde sie über mehrere hunderte Jahre von der Natur eingenommen und versteckt, bis sie eher zufällig vor gut hundert Jahren wissenschaftlich wieder entdeckt wurde. Ein Wettlauf um die archäologischen Schätze sowie politischen Rechte beginnt und dauert bis heute an. Ebenso ist es ein geologischer Wettlauf; die Gebirgskette senkt sich jährlich um zwei Centimeter und lässt gewisse Bauwerke ins Wanken kommen. Doch neben den schiefen Steinblöcken erklärt uns Abi die komplexe Bauweise des Sonnentempels, lässt uns verschiedene Türformen verstehen und erzählt uns über wissenschaftlich sowie indigen-lokale Verständnisse über die Inka-Kultur. Ganze zehn Stunden schlendern wir durch die engen Ruinengassen, die Treppen rauf und runter, treffen ein Schulgspändli aus der Primar und geniessen immer wieder die wunderschönen Aussichten aus allen möglichen Winkeln. Beim Runtersteigen der hunderten von Stufen wird uns die verrückte Lage ebenso verdeutlicht, wie es uns der Wädli-Muskelkater am nächsten Tag aufzeigt. Bei dampfigen Temperaturen schlendern wir den Geleisen entlang zurück nach Hydroelectrico und lassen unsere Blicke hinauf zur Kante Machu Picchus wandern. In einer etwas chaotischen Büsli-Organisation mit x Agencias, die lautstark alle möglichen Namen ausrufen, finden wir doch auch noch unsere beiden Sitzplätze. Wir holpern über die Schlaglöcher und lassen uns sieben Stunden lang mit peruanischer Volksmusik berieseln. Und dieses Mal hat der ‘Abra Malaga’ nicht nur Schnee, sondern neben einem grandiosen Regenbogen übers ganze Tal, auch ein heftiges Gewitter und einen Hagelsturm zu bieten. Es stellt sich definitiv die Frage, wann der Adrenalinspiegel auf dieser Tour am höchsten war!
Erst bei einem weiteren grandiosen Nachtessen mit peruanischen Tapas und Pisco Sour kommt er langsam wieder runter. Und so soll es auch die nächsten Tage weiter gehen: Ganz nach unserem Motto ‘Sleep cheap, dine fine’ schwelgen wir in der peruanischen Küche und lassen uns in den letzten Reisetagen durch Cusco und gleichzeitig immer mehr in Richtung Schweiz treiben.
























Liebe Corinne und Christoph
Eure Abenteuerlust ist bis zuletzt ungebrochen – und selbst wenn ihr widrigsten Wetterverhältnissen ausgesetzt seid, habt ihr ein Lächeln auf dem Gesicht! Wir werden die spannenden Blogs mit den Superfotos vermissen.
Geniesst den Ausklang eurer Reise. Wir freuen uns darauf, euch bald wieder in die Arme schliessen zu können.
Big hug böma
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Liebe Corinne und Christoph,
fast hat mich ein wenig die Wehmut gepackt, als ich eure beiden letzten Peru-Blogs für Mima ausdruckte und mich noch einmal in die unglaublichen Geschichten und Bilder versenkte…Cusco mit der Plaza de Armas, die Inkaruinen und der Inkatrail (El Condor pasa…) mit dem unglaublichen Blick vom Sonnentor hinunter nach Macchu Picchu:-) …und wir haben dieselben Treppen und Tore fotografiert, vor 35 Jahren:-):-)
Jetzt seid ihr schon unterwegs nach Maine, bald schon da! Wir wünschen euch einen reibungslosen Flug und eine gute Ankunft mit allen Taschen und mit wohlverpackten Güstu und Lotti und sehen euch schon herzlich gehugged von Renee und Jim! Lasst sie gaaanz fest grüssen von uns, geniesst die Zeit mit ihnen und lebt euch gut wieder ein in der alte-neuen Welt. Wir freuen uns riiiesig auf euer Kommen und umarmen euch fest, schon jetzt von ferne!
Alles Liebe Lama und Lapa
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